„David gegen Goliath? Zwei Länder, zwei Medienrechte, eine Klage“ ist ein Rückblick auf die Ereignisse und Kontroversen, die durch die ZDF-Miniserie „Unsere Mütter, unsere Väter“ ausgelöst wurden. Victoria Marciniak, die Autorin des Beitrags, reflektiert über die Grenzen der Kunstfreiheit und versucht, diese in Bezug auf das Recht zur Verteidigung des guten Namens der Soldaten der Heimatarmee zu definieren.

Bei der Serie handelt es sich um eine deutsche Spielfilmgeschichte unter der Regie von Philipp Kadelbach, die den Verlauf des Zweiten Weltkriegs aus der Sicht einer deutschen Freundesgruppe darstellt. Die Autorin weist darauf hin, dass die Geschichte zwar fiktionalisiert ist, aber die Deutschen in der Darstellung ihrer gemeinsamen Geschichtsschreibung eint. Das liegt an der Darstellung der Protagonisten des Films als Opfer, die, wie Vertreter anderer Nationalitäten, im Krieg das Wertvollste verloren haben.  

Kadelbachs Geschichte eint zwar die Deutschen, spaltet aber die Polen und lässt sie über ihre eigene Vergangenheit nachdenken. Laut Victoria Marciniak können wir uns jedoch nur dann mit ihr auseinandersetzen, wenn wir uns des Gesamtbildes und damit nicht nur der polnischen, sondern auch der gemeinsamen Geschichte bewusst sind.

Eine gemeinsame Geschichte

Unter den Beiträgen, die in der diesjährigen Ausgabe des Wettbewerbs nominiert wurden, dominierten die Arbeiten, die sich mit der deutsch-polnischen Geschichte während des Zweiten Weltkriegs beschäftigen.

Die Reportage „Holocaust von Gardelegen” von Simone Trieder erzählt die Geschichte des Massakers, infolgedessen sich der Begriff Holocaust verbreitete: In der Nacht vom 13. auf den 14. April 1945 wurden 1016 Häftlinge der Konzentrationslager Hannover-Stöcken und Mittelbau Dora ermordet. Es waren Häftlinge, die in Evakuierungstransporten und Todesmärschen zu Fuß nach Gardelegen geführt wurden. Bis heute gilt dieses mit besonderer Grausamkeit begangene Verbrechen als eines der schwersten in den letzten Kriegstagen - die Häftlinge wurden in eine Scheune geführt, die Tür geschlossen und dann das Gebäude in Brand gesetzt.

Simone Trieder weist in ihrer Sendung auf die Erinnerung an die Opfer hin. Kann ein Massenmord verjähren? Warum entkommen die Schuldigen der Strafe? Das sind die Fragen, auf die die Autorin Antworten sucht.

Kamil Hypkis Reportage über die schwierigen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs, „Der Todesmarsch“, ist ein weiteres der nominierten Arbeiten. Der Autor erinnert an die Geschichten von Frauen, die am Ende des Krieges mehrere hundert Kilometer zu Fuß zurücklegten. Dramatische Geschichten über das Schicksal von Frauen, die fliehen konnten, und solchen, die zu schwach waren, um die Reise fortzusetzen, sind verwoben mit Reaktionen der Bewohner der Städte, die die Kolonne der Frauen zu Fuß auf ihrem Weg in die ersehnte Freiheit durchlief. Jahre nach den Ereignissen glaubt die lokale Gemeinschaft an die Rolle der Erinnerung: Sie besteht, damit ein solches Massaker nie wieder geschieht.

Joanna Mielewczyk von Radio RAM blickt ebenfalls in die Vergangenheit. Der Beitrag unter dem Titel „Wrocław - Kamienice: Das Leben in einer belagerten Stadt“ ist eine Geschichte, die durch die Perspektive eines Gebäudes erzählt wird, das als Teil des besetzten Wrocław wie ein Totem wirkt, das vergessene Geschichten verbirgt. Eine davon ist eine Geschichte über Jürgen Hempels Familie, an die sich die Autorin erinnert. Sie beginnt schon vor dem Krieg und führt uns durch das Leben des Künstlerhauses, das in den späteren Jahren eine Oase für die von den Nazis übernommene Stadt war.

 

Ein Blick in die Gegenwart

Die anderen beiden für den Deutsch-Polnischen Journalistenpreis in der Kategorie Hörfunk nominierten Beiträge sind „Eine Straßenbahns Danzig“ von David Zane Mairowitz und Malgorzata Zerwe sowie „Die Brücke nach Hause“ von Agnieszka Szwajgier und Adam Bogoryj-Zakrzewski.

Der erste ist eine politisch aufgeladene Geschichte über die Vorurteile der Polen gegenüber den Einwohnern von Gdańsk. Die Geschichte spielt vor dem Hintergrund der Drohungen, die Aleksandra Dulkiewicz, die Bürgermeisterin von Gdańsk, erhält, die durch die angespannte Atmosphäre nach dem Mord an Paweł Adamowicz an Gewicht gewinnen.

Die Reportage „Die Brücke nach Hause“ des Journalisten von Radio 357 und der Reporterin des polnischen Rundfunks wiederum ist eine aktuelle Geschichte, die die Symbiose von Polen und Deutschen zeigt, ein Verhältnis, das durch die behördliche Brutalität auf die Probe gestellt wurde.

Wenige Tage nach dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie beschloss die polnische Regierung, die Grenze rigoros zu schließen. Besonders schmerzlich war die Entscheidung für Grenzbewohner, für die der Austausch von Waren, Dienstleistungen und Lächeln zum Alltag gehört. Die Sendung ist ein Bericht über eine schwierige Zeit der Schließung, aber auch über Freude und Hoffnung nach der Wiedereröffnung der Grenzübergänge.

Der Deutsch- Polnische Journalistenpreis wird in fünf Kategorien vergeben: Presse, Hörfunk, Fernsehen, Multimedia/Online, Journalismus in der Grenzregion. In diesem Jahr wurden 188 Beiträge zum Wettbewerb eingereicht. Gastgeber der Veranstaltung war die Woiwodschaft Westpommern.

 

Autoren: Martyna Rejczak, Szymon Majchrzak